Sprachliche Entwicklung

Sprachliche Entwicklung

Im zweiten Lebensjahr geht es mit dem Spracherwerb des Kindes auf einmal sehr schnell voran. Es lernt ständig neue Wörter dazu und beginnt, einfache Sätze zu bilden. Du wirst feststellen, dass Du schon recht gut mit Deinem Kind kommunizieren kannst. Und natürlich schreitet die sprachliche Entwicklung auch nach dem zweiten Lebensjahr immer weiter fort: Die Aussprache des Kindes verbessert sich, die Sätze werden länger, und das Kind lernt, mit abstrakten Begriffen wie „morgen“ oder Farbwörtern umzugehen.

Auf einen Blick

  • Schneller Fortschritt: Kinder erleben im zweiten Lebensjahr einen sprachlichen Entwicklungsschub.
  • Von Wörtern zu Sätzen: Ein- bis zweijährige lernen täglich neue Wörter, während Zwei- bis Vierjährige komplexe Sätze bilden.
  • Elterliche Rolle: Aktives Sprechen und Zuhören mit dem Kind fördert dessen Sprachentwicklung signifikant.
  • Individuelles Tempo: Jedes Kind entwickelt seine Sprachfähigkeiten in eigenem Tempo; frühzeitiges Erkennen von Sprachproblemen ist wichtig.
  • Spielerisches Lernen: Freude am Sprechen und spielerische Ansätze sind entscheidend für die Sprachentwicklung.

Wie und warum Kinder Sprache erlernen

Die sprachliche Kommunikation ist für ein Kleinkind aus zweierlei Gründen sehr nützlich: Zum einen erhält es über die Sprache wichtige Informationen („Mama holt dich gleich wieder ab“), zum anderen dient die Sprache dem Kind selbst als Kommunikationsmittel, mit dem es seine Wünsche und Bedürfnisse zum Ausdruck bringen kann („Ich will diese Puppe haben!“). Am Anfang kommuniziert das Kind aus Mangel an Wörtern noch hauptsächlich über Körpersprache: Zum Beispiel, indem es seinen Teller wegschiebt, wenn es nichts mehr essen will oder mit dem Finger auf ein Spielzeug deutet, das es haben möchte. Doch im Laufe des zweiten Lebensjahres wird es immer mehr Wörter sprechen und verstehen lernen.

Ab wann lernt mein Kind sprechen?

Die Sprachentwicklung beginnt bereits im ersten Lebensjahr. Kinder lernen Wörter und bilden einfache Sätze, oft ab dem Alter von 12 Monaten. Der Prozess beschleunigt sich im zweiten Lebensjahr, wobei Kinder durchschnittlich 6 neue Wörter pro Tag lernen. Es ist wichtig zu beachten, dass jedes Kind ein individuelles Tempo hat und der Beginn des Sprechens variieren kann. Laut einer Studie der Max-Planck-Gesellschaft wird die Sprachentwicklung während des Schlafes besonders beeinflusst, da Babys im Schlaf Wörtern ihre Bedeutung zuordnen. 

Sprachliche Meilensteine

Ein- bis zweijährige Kinder

Im Alter von 12 Monaten kennt ein Kleinkind noch nicht viele Wörter. Aus dem niedlichen Baby-Gebrabbel beginnen sich erst nach und nach spezifische Laute herauszubilden. Das Kind wird vielleicht schon einige Wörter beherrschen („Mama“, Namen von Personen, die es kennt, Bezeichnungen interessanter Gegenstände wie „Ball“ oder „Keks“, „nein“). Die Aussprache macht dem Kind noch Mühe. Das Verstehen von Wörtern und Sätzen funktioniert schon besser. Kleine Kinder verstehen wesentlich mehr Wörter als sie selbst beim Sprechen benutzen. Im Alter von 18 Monaten kennt ein Kind im Durchschnitt ungefähr 20 bis 50 Wörter. In den darauffolgenden Lebensmonaten wird diese Zahl enorm steigen. Ein Kind im Alter von 18 bis 23 Monaten lernt durchschnittlich 6 neue Wörter am Tag!

Zwei- bis vierjährige Kinder

Im Alter von zwei bis vier Jahren lernt ein Kind immer besser sprechen. Die Sätze werden länger und komplexer. Die meisten Kinder können, wenn sie zwei Jahre alt sind, Sätze mit zwei bis drei Wörtern bilden, im Alter von 3 Jahren Sätze mit 3 bis 4 Wörtern. Dein Kind versteht immer mehr. Es kann nun bereits abstrakte Begriffe wie „groß“ und „klein“ verstehen und richtig anwenden. Das Kind kennt die Namen der Farben, kann bereits ein bisschen zählen, versteht und stellt Fragen wie „Wo ist Papa?“, „Wer ist das?“. Das Zeit Verständnis entwickelt sich. Dein Kind lernt, sprachlich zwischen Vergangenheit und Zukunft zu unterscheiden und Zeitwörter wie „morgen“ und „gestern“ richtig anzuwenden. Es kann zum Beispiel abends zu Hause erzählen, was es tagsüber im Kindergarten erlebt hat.

Im Alter von 4 Jahren kann ein Kind selbständig mit Familienmitgliedern und Bekannten kommunizieren. Auch Fremde können das Kinder immer besser verstehen. Das Kind möchte alles wissen und die Welt verstehen, die es umgibt. Daher stellen Kinder in diesem Alter ständig die Frage „Warum?“.

Sprache lernen durch Zuhören und Interagieren

Eigentlich lernt ein sehr junges Kind die Sprache „von selbst“, einfach indem es den Menschen zuhört, die mit ihm sprechen. Dabei sind die ersten Lebensmonate bereits ausschlaggebend. In diesem Alter werden die Sprachregionen im Gehirn trainiert, die für das Erlernen jener Sprache zuständig sind, die von Eltern und Bezugspersonen gesprochen wird (die Muttersprache also). Infolge wird diese Sprache vom Kind besser verstanden als andere Sprachen, die es nicht oder weniger häufig zu hören bekommt. Denn so einfach wie in den ersten Lebensmonaten und -jahren wird der Spracherwerb im späteren Leben nie mehr sein.

Untersuchungen haben ergeben, dass ein Kleinkind vor allem viel aus den „Gesprächen“ lernt, die seine Eltern mit ihm führen. Wenn ein Elternteil auf liebevolle Weise in einfachen Wörtern mit dem Kind kommuniziert, lernt das Kind dabei viel mehr als wenn es Gesprächen zuhört, die Erwachsene miteinander führen oder hört, wie Menschen im Fernsehen sprechen. Denn wenn die Eltern mit ihm sprechen, fühlt sich das Kind direkt angesprochen und wird sich infolgedessen viel mehr für die Wörter interessieren, die es hört. Du wirst merken, dass Dein Kind immer mehr von dem versteht, was Du ihm sagst und bereits kleine Aufgaben lösen kann. Du kannst zum Beispiel gemeinsam mit Deinem Kind ein Bilderbuch anschauen und fragen: „Wo ist die Kuh?“. Dein Kind wird dann auf das richtige Bild deuten. Und wenn Du Deinem Kind die Frage stellst: „Was sagt die Kuh?“, dann wird es Dir mit einem enthusiastischen „muuuh“ antworten.

Stimulierung der sprachlichen Entwicklung

Stimuliere die sprachliche Entwicklung Deines Kindes, indem Ihr gemeinsam Bilderbücher lest, singt, Reime aufsagt. Vor allem aber solltest Du viel mit Deinem Kind sprechen. Verwende dabei einfache, kurze Sätze, und erzähle Deinem Kind, was Du gerade siehst oder tust.

Doch nicht nur das Sprechen mit Deinem Kind ist wichtig. Ebenso essentiell für den Lernprozess des Kindes ist, dass Du Deinem Kind zuhörst und auf das reagierst, was Dein Kind zu sagen versucht. Versuche zu verstehen, was Dein Schatz meint, wenn es etwas sagt oder zu sagen versucht und reagiere entsprechend darauf. Lasse Deinem Kind genügend Zeit, um ein Wort oder einen Satz zu bilden oder eine Antwort zu formulieren. Falle ihm nicht ins Wort, wenn es versucht, eigenständig einen Satz zu bilden. Reagiere nicht wütend oder ungeduldig, wenn es ein falsches Wort verwendet oder ein Wort falsch ausspricht. Auch solltest Du Dein Kind nicht ständig verbessern. Lasse das richtige Wort bzw. die korrekte Aussprache des betreffenden Wortes einfach auf natürliche Weise in das Gespräch einfließen. Wenn Dein Kind zum Beispiel mit dem Finger auf ein Flugzeug am Himmel zeigt und dabei „tietui“ sagt, antworte ihm dann nicht, dass es nicht das richtige Wort verwendet, sondern reagiere mit einem enthusiastischen „Oh ja! Ich sehe es, ein Flugzeug!“. Dein Kind wird das Wort dann von selbst nachsprechen. Mit dem Sprechen lernen ist es genau wie mit dem Laufen lernen: Jedes Kind lernt in seinem eigenen Tempo. Mädchen lernen meistens schneller sprechen als Jungen, und schüchterne Kinder reden weniger als extrovertiertere Kinder. Bei manchen Kindern dauert es ziemlich lange, bis sie das erste richtige Wort von sich geben, doch kommt es vor, dass solche Kinder hinterher schneller Sätze bilden können, als Gleichaltrige, die schon früher damit angefangen haben, erste Wörter zu sprechen.

Langzeitstudie zur Sprachentwicklung

Umgang mit Sprachentwicklungsproblemen

Manchmal spricht ein Kind noch nicht so schnell wie andere gleichaltrige Kinder. Hinkt es in seiner sprachlichen Entwicklung dann nur einfach etwas hinterher, oder handelt es sich um ein ernsteres Problem?

Viele Eltern reagieren in einer solchen Situation erst sehr spät. Sie hoffen, dass das Problem sich von selbst lösen wird. Dadurch können etwaige Probleme jedoch gerade unnötig vergrößern. Wende Dich im Zweifelsfall deshalb gleich an eine Beratungsstelle oder an den Hausarzt.

Gründe, um aktiv zu werden sind zum Beispiel, dass Dein Kind nach seinem ersten Geburtstag noch immer stark sabbert oder, dass es Probleme beim Saugen, Schlucken oder Kauen hat. Weiterhin empfiehlt es sich, professionellen Rat einzuholen, wenn das Kind nicht mehr aus dem Stottern herauskommt und das Sprechen nicht gelingen will. Oder Dein Kind wird traurig oder böse und zieht sich zurück, weil es nicht gut kommunizieren kann. Manchmal geben andere Kinder zu verstehen, dass etwas mit dem Sprechvermögen nicht stimmt.

Bei einem Kind mit einem Sprachproblem ist es noch wichtiger als sonst, eine ruhige Umgebung zu schaffen. Regelmäßigkeit und Struktur geben zusätzlichen Halt, wodurch es seine Umgebung aufmerksamer wahrnehmen kann.

Ein gutes Gehör ist eine sehr wichtige Voraussetzung für die sprachliche Entwicklung. Wenn Du den Eindruck hast, dass mit dem Gehör Deines Kindes etwas nicht stimmt oder dass die sprachliche Entwicklung Deines Kindes keine Fortschritte macht, solltest Du Dich an den Kinderarzt oder eine Beratungsstelle wenden.

 

Probleme oder nicht: Das Wichtigste ist, dass Dein kleiner Entdecker Freude am Sprechen hat. Spielerisch lernt es noch immer am meisten!

Eure Aline von emma & noah

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